Ich wache morgens am Rand eines Gebirgssees auf.
Ich setze mich auf und reibe den Schlaf aus meinen Augen.
Du kuschelst dich in meine Arme und ich ziehe die Wolldecke
um uns zu. Das kleine Lagerfeuer rechts neben uns brennt nur
noch schwach – hat ja schließlich die ganze Nacht gebrannt.
Der See ist so gewunden, dass wir die andere Seite nicht sehen
können. Dichter Nadelwald umringt ihn. Ein leichter Dunstnebel
liegt in der Luft. Eine Landzunge reicht in den See. Sie gerade
groß genug für drei Kiefern. Die Berge ragen in einiger Entfernung
aus dem Wald heraus. Wie stumme Riesen vermitteln sie etwas
zeitloses. Sie sind so hoch, dass ihre Spitze nicht zu sehen ist,
aber man kann den Schnee in der gewaltigen Höhe sehen.
Ein Wolf heult irgendwo und Vogelgezwitscher erfüllt die Luft.
Die Sonne klettert langsam über die Bergspitzen und wirft ein
sanftes Licht auf den See. Eine kühle Brise weht und du drückst
dich an mich, damit ich dich wärme. Tau glitzert auf den Blättern.
Frische Luft lässt einen wie Neugeboren fühlen. Ich küsse dich
und wir fühlen uns einfach nur sicher und geborgen in den
Armen des anderen.
Ein leises Knacken ist hinter uns! Wir drehen uns langsam um und
sehen einen Grizzlie müde auf allen vieren an uns vorbei tapsen.
Er scheint uns gar nicht wahr zu nehmen. Zwei kleine Bären folgen
ihm. Sie gehen zum Rand des Sees und beginnen zu trinken.
Ich streichele dich, entlang deines Rückens über den Bauch,
während ich fasziniert dem Schauspiel zusehe. Einer der kleinen
Bären stupst den anderen mit der Nase an so dass er zur Seite fällt.
Wir lachen und küssen uns wieder.
Die Bärenmutter ist aufgeschreckt. Sie dreht sich zu uns, stellt sich
auf die Hinterbeine, richtet sich auf und knurrt leise. Einen Moment
beobachtet sie uns aufmerksam und sich dann wieder auf alle viere
fallen zu lassen. Dann lächelt sie uns zu; dreht sich wieder zu den
Kleinen und stößt sie mit der Nase an. Sie geht einige Meter in das
seichte, aber klare Seewasser hinein, von den Kleinen gefolgt, und
zeigt ihren Kindern, wie man Fische fängt. Die Sonne ist mittlerweile
schon fast zur Hälfte über den Bergen zu sehen. „Wird bestimmt ein
schöner, warmer Tag“ flüsterst du mir zu.
Der Unterricht der Bären scheint zu Ende zu sein, denn sie
kommen wieder ans Land, schütteln sich das Wasser aus dem
Fell und kommen auf uns zu. Die Mutter nickt uns kurz zu und
geht dann links an uns vorbei zurück in den Wald. Die Jungen
folgen ihrem Beispiel. Doch das zweite Junge bleibt kurz neben
uns stehen und kommt neugierig auf uns zu. Wir strecken
unsere Hände langsam aus der Decke ihm entgegen. Er
schnuppert vorsichtig an ihnen und lässt sich dann streicheln.
Obwohl sein Fell noch feucht ist, ist ganz weich und zart.
Er brummt leise voll behagen, dann springt er auf uns, leckt uns
mit der Zunge ab, um danach seiner Mutter in den Wald zu
folgen. Wir lachen; schmiegen uns wieder aneinander; küssen
uns und beobachten weiter wie die Sonne aufgeht. Es wird ein
schöner Tag...........